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In den meisten Praxen besteht eine offene Kommunikationskultur, und die Vorteile flacher Hierarchien können in Zahnarztpraxen vollkommen ausgeschöpft werden. Doch existieren Themen, die häufig innerhalb des Mitarbeiterteams besprochen und diskutiert werden, Sie als Arbeitgeber jedoch nicht erreichen.

Zusammen mit dem Team der „Wir in der Praxis“ wurde daher dazu aufgerufen, die wichtigsten Punkte aus Mitarbeitersicht zu sammeln. Ein großer Dank geht an all diejenigen, die sich die Zeit genommen haben, den sehr aufwendigen Fragebogen zu beantworten. Allen knapp 600 Antworten gerecht zu werden, ist in einem kurzen Artikel sehr schwer, doch sollten einige essentielle Punkte in einem ersten Artikel genauer beleuchtet werden. Neben sehr vielen positiven Rückmeldungen sind leider auch mehrere negative Punkte aufgefallen, die zum einen Haftungsrisiken für Sie bergen, sich aber leicht beheben lassen.

In der Umfrage wurden vier wichtige Indikatoren ausgemacht, die für die Bewertung des Arbeitgebers größtenteils ausschlaggebend sind. Natürlich und offensichtlich ist einerseits die Bezahlung. Denn auch wenn man seinen Job liebt und den täglichen Umgang mit den Patienten sehr schätzt, müssen Rechnungen bezahlt werden.

Neben dem finanziellen Aspekt sind Faktoren wie das Angebot von Fortbildungen, ein gutes Arbeitsklima und die Altersvorsorge zu nennen.

Erstaunlicherweise belegen die Ergebnisse die These, dass auch wenn ca. 70% Ihrer Mitarbeiter eine betriebliche Altersvorsorge wünschen, nur etwa 30% diese auch erhalten.

Hier besteht Handlungsbedarf: Mitarbeiter Ihrer Praxis haben ein Anrecht auf einen Durchführungsweg, der auch Arbeitgeberzuschüsse beinhaltet.

Ferner ist im Tarifvertrag für ZFA des Verbands medizinischer Fachberufe e.V. (für einige Regionen) eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge vereinbart, in Höhe von 45 € pro Monat für Vollzeitangestellte (ab 20 Wochenstunden) und 27,50 € für Arbeitnehmerinnen, die weniger als 20 Wochenarbeitsstunden leisten. [1]

Unabhängig von der tariflichen Bindung gibt es seit diesem Jahr eine Verpflichtung des Arbeitgebers, dass, sofern Ihre Mitarbeiter sich dazu entscheiden, eine betriebliche Altersvorsorge für sich einzurichten, Sie sie mit 15% bezuschussen müssen.

Hier ist Ihre Eigeninitiative gefragt, um Haftungsrisiken zu vermeiden.

Zahnmedizinischen Fachangestellten fehlt es selten an Entschlussfähigkeit, und viele gaben an, auch häufiger schon in ihrer beruflichen Laufbahn den Arbeitgeber gewechselt zu haben. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, dass, wenn es einmal passt, sich die meisten auch langfristig an eine Arbeitsstelle binden und diese mitgestalten möchten.

Erstaunlicherweise haben einige sogar eine zweistellige Anzahl von Arbeitsstellen in den letzten Jahren angegeben, was auf eine hohe Heterogenität der Praxen hinweist.

Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Nutzen Sie Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu.de, um sich ein Bild über die Meinung Ihrer Mitarbeiter zu machen. Wenn es Ihren Mitarbeitern bei Ihnen gefällt, laden Sie sie dazu ein, ihre Erfahrungen mit potenziellen Bewerbern zu teilen.

Dabei gibt es aus Sicht der Organisationskultur und Effizienz kaum etwas Wertvolleres für ein Unternehmen als ein funktionierendes Team, das seit Jahren aufeinander abgestimmt und eingespielt ist. Jeder Mitarbeiter, der eine Praxis verlässt, nimmt spezifisches Wissen, das häufig nicht verbalisiert oder verschriftlicht ist, mit, und dieses Wissen ist ab diesem Moment verloren.

Neben offensichtlichen Themen wie Weiterbildungen, der Organisation des Praxisablaufs oder Ähnlichem sind es häufig die Summe der kleinen Dinge, die einen viel größeren Einfluss haben, als man augenscheinlich denken würde.

Hierunter fällt beispielsweise auch das Gefühl dafür, wie schnell ein Behandler ist oder ab wann die Füllung angerührt werden kann, damit keiner warten muss. Diese Themen lassen sich schwer messen oder in Zahlen festhalten. Im Einzelfall sind es 2 Minuten, auf die Woche gesehen können es allerdings schon mehrere Behandlungen sein, und im Jahr kann sich dies erheblich auf den Jahresumsatz auswirken.

Verbesserungsvorschläge sorgen neben erhöhter Effizienz vor allem für zufriedenere Patienten, geringere Wartezeiten und eine höhere Wertschätzung und Dankbarkeit der Behandelten Ihnen gegenüber. Ein Punkt, der Ihnen und Ihrem Team sehr wichtig ist und an dem Sie Tag für Tag arbeiten können.

[1] Dies ist nachzulesen im Tarifvertrag zur betrieblichen Altersversorgung und Entgeltumwandlung für Zahnmedizinische Fachangestellte/ Zahnarzthelferinnen in Hamburg, Hessen, im Saarland, Landesteil Westfalen-Lippe https://www.vmf-online.de/download/zfa-ha-he-sl-wl-tv-bav-ab-01.07.2017