Vielleicht habt ihr in eurer Praxis schon Social-Media Accounts, vielleicht steht ihr aber auch vor der Entscheidung, ob es eine gute Idee sein könnte, sich auf Instagram, Tik Tok oder Facebook zu engagieren. Unabhängig davon, solltet ihr euch ein paar Gedanken machen und in der Praxis Spielregeln aufstellen. So lässt sich innerhalb der Praxis Ärger vermeiden und vor allem erspart es einem in vielen Fällen den Aufwand juristischer Auseinandersetzungen.
Denn, vielen ist nicht bewusst, dass das unbeschwerte Miteinander in der Praxis auf Social-Media Accounts, auf der einen Seite einen tollen Einblick in den Arbeitsalltag bieten kann, andererseits manche Inhalte schwere Folgen haben können.
Regel Nr. 1:
Jeder der abgebildet wird, kann dem widersprechen und muss im Vorhinein zustimmen, dass er/ sie gegen Bilder/ Videos und deren Veröffentlichung nichts einzuwenden hat. Am einfachsten ist dies, indem man sich in der Praxis zusammen mit dem Chef/ der Chefin zusammensetzt und dies bespricht. Eine mögliche Erklärung, der alle oder nur einige Mitarbeiter zustimmen, sollte hierbei arbeitsrechtlich und nach den gegebenen datenschutzrechtlichen Regelungen professionell von einem Juristen aufgesetzt werden.
Anmerkung: Häufig hat man eine solche Erklärung schon als Anhang des Arbeitsvertrags mit unterschrieben. Einfach mal in die eigene Personalakte schauen. Sofern eine solche Erklärung existiert, ist es nur wichtig, dass dies kein Freifahrtschein ist, und man natürlich jedem Inhalt auch im Nachhinein widersprechen kann.
Regel Nr. 2:
Bei Patienten ist besondere Vorsicht geboten, da die Patientenrechte noch viel weitreichender sind. Meine Empfehlung wäre hier sowieso, dass Patienten nur in Ausnahmefällen mit abgelichtet werden.
Das Miteinander und der Praxisalltag ist für die meisten Follower weitaus interessanter als eine Erinnerung an die anstehende Wurzelkanalbehandlung.
Regel Nr. 3:
Authentizität. Um sich den Worten eines erfolgreichen und viel zitierten Unternehmer zu bedienen: “Es braucht 20 Jahre, um einen guten Ruf aufzubauen, und 5 Minuten, um ihn zu ruinieren. Wer darüber nachdenkt, wird die Dinge anders handhaben.“ (Warren Buffet)
Hier geht es nicht darum, Streitigkeiten oder einen verbalen Schlagabtausch in einer heißen Phase der Praxis abzubilden, sondern ein realistisches Bild der Praxis zu zeigen. Patienten haben umso mehr Verständnis für längere Wartezeiten, wenn Sie verstehen, dass bspw. an einem Tag weniger Personal in der Praxis assistiert oder an Zahnärzten/ Zahnärztinnen zur Verfügung steht.
Regel Nr. 4:
Manche Praxen beteiligen sich an „Dance Challenges“, manche zeigen nur die morgendliche Tasse Kaffee, bevor der alltägliche Wahnsinn in der Praxis beginnt und wiederum andere teilen die Fotos von dem letzten Mitarbeiterevent. Hier gibt es kein richtig und falsch. Findet euren Weg und probiert viel aus.
Regel Nr. 5:
Social-Media ist kein Muss aber eine interessante Ergänzung, um Patienten, potenziellen neuen Mitarbeitern oder anderen einen Einblick in die Praxis zu gewähren. Wenn Ihr allerdings dabei auch nach 2-3 Monaten noch Unbehagen empfindet und/ oder keine Resonanz erhaltet, macht euch Gedanken, ob ihr den richtigen Kanal gewählt habt. Jede Social-Media Plattform hat ihr eigenes Publikum und dieses verlangt andere Inhalte.
Regel Nr. 6:
Häufig wird einem erzählt, dass man eine ach so gute Ausrüstung benötigt, um vernünftiges Material aufzunehmen. Bei der Produktion von gutem Content ist aber eher das „Wie“ entscheidend. Macht euch im Vorhinein Gedanken, was soll abgebildet werden und schaut euch an, wie vielleicht andere die Szenerie gestalten. Wichtig ist vor allem ein ruhiger Hintergrund, die Kontrolle der Schärfe und eine gute Ausleuchtung. Hierfür ist meist schon Tageslicht und eine aktuelle Handykamera ausreichend. Wenn man etwas tiefer in der Materie ist, kann man über einen Gymbal, Softboxen, Ringblitze oder vernünftige Mikrofone nachdenken aber viel wichtiger ist vor allem für den Anfang: Einfach ausprobieren.
Regel Nr. 7:
Einer der wichtigsten Punkte ist, dass das Format eingehalten wird. Macht euch vorher Gedanken, was und für welche Plattform gefilmt werden soll. Denkt daran, dass ein Hochformat auf Instagram oder Tik Tok auf anderen Plattformen große schwarze Balken links und rechts erhält.
Schaut euch im Nachhinein auch genau an, ob das Material, dass ihr gedreht oder fotografiert habt nicht verwackelt ist oder die Schärfe nicht sitzt. Denkt immer daran, wie ihr reagieren würdet, wenn ihr euch ein Video anschauen müsstet, dass ständig wackelt oder das Format von Hochkant auf Breitbild wechselt.
Regel Nr. 8:
Spaß haben! Das wichtigste ist, habt Spaß dabei euch kreativ zu entfalten und diskutiert alle Ideen offen und unvoreingenommen. Manchmal muss man eine Idee auch erstmal ein paar Tage sacken lassen, bis sie in einem reift.
Manche Ideen klingen im ersten Moment klasse, sind aber im Nachhinein für die Tonne. Teilt die Inhalte erst unter euch im Team und jeder soll ein Feedback dazu geben, sodass man aus den ersten Fehlern gemeinsam lernen kann.
Ich hoffe, dass ich ein wenig helfen konnte und freue mich auf die ersten Ergebnisse.