Das Thema Versicherungen verknüpft man nicht direkt mit dem Thema Nachhaltigkeit, doch kann die Auswahl an Versicherungen den eigenen CO2-Fußabdruck sowie ein verantwortungsvolles Handeln stark beeinflussen.
Hierbei lassen sich mehrere Aspekte in ihrer Gewichtung unterscheiden, die entscheidend für die spätere Evaluation sind.
Zum einen, und das ist das Naheliegendste, spielt die Auswahl der Anlageprodukte im Lebensversicherungsbereich die größte Rolle beim Thema Nachhaltigkeit. Dies beeinflusst vor allem im fondsgebundenen Bereich jede Lebensversicherung (LV), die am Kapitalmarkt investiert ist. Ob ETF oder Fonds, mittlerweile bestehen häufig entsprechende Siegel und Nachweise. Interessant ist es aber, sich die Einzelwerte einmal genau anzuschauen. Dies muss nicht nur unbedingt durch den Nachhaltigkeitsgedanken motiviert sein, sondern kann auch durch moralische oder ethische Werte angetrieben werden.
In vielen Dividenden- und Anlagefonds findet man die Namen großer Fastfood-, Nahrungsmittel-, Chemie-, Rohstoff- oder Industrietitel, deren Firmenpolitik manchen bitter aufstoßen mag.
Dabei soll dieser Artikel nicht werten, sondern für das Thema sensibilisieren, da häufig ein großer Teil der eigenen Altersvorsorge in ein solches Papier investiert ist. Welchen direkten und indirekten Einfluss das eigene Investment in einem solchen Fall hat, lässt sich zweifelsohne diskutieren. Doch wäre es nicht sinnvoller, die Frage umzuformulieren: Ob man bei ähnlicher Rendite auch nachhaltiger agieren könnte?
Einzelne Versicherungen haben sich dies mittlerweile auf die Fahne geschrieben und punkten mit Transparenz. Diese Nachhaltigkeitsberichte oder sogar veröffentlichte Roadmaps zur klimaneutralen Verwaltung geben einen guten Eindruck davon, welche Ziele und Werte das Unternehmen verfolgt.
Hierbei ist neben den Anlagekriterien ebenfalls interessant, wie der Nachhaltigkeitsbegriff über den ökologischen Aspekt hinaus verstanden wird. Zwei weitere Kriterien, die zur Evaluation in den Vordergrund gerückt werden sollten, sind das nachhaltige Wirtschaften und das langfristig angelegte Portfolio, das geringere Schwankungen aufweist, jedoch dadurch eventuell auch auf die oberen 1-2% Rendite verzichtet.
Neben der eigenen Altersvorsorge lassen sich unter diesem Aspekt auch die Versorgungsordnungen der Praxis für die betriebliche Altersvorsorge überprüfen. Neben einer einheitlichen, gerechten und transparenten Lösung, die die Mitarbeiter*innen erfahren sollten, könnte man den Aspekt der Nachhaltigkeit auch in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) als wichtiges Entscheidungsmerkmal festlegen.
Diese bewusste Entscheidung sollte auch aktiv in das Team kommuniziert werden, sodass jeder seinen kleinen Teil zu einer grüneren Praxis beitragen kann.
Doch wie lassen sich solche Produkte klassifizieren und einordnen?
- Ausschlusskriterien:
An dieser Stelle sind individuelle Aspekte entscheidend. Bestehen Branchen oder Wirtschaftszweige, die vom Investment ausgeschlossen werden sollen? Gibt es Unternehmen, die wenig bis gar nichts in einem Portfolio zu suchen haben?
- Positivkriterien:
Unabhängig von Ausschlusskriterien kann man auch nach positiven Eigenschaften den Markt sondieren, in dem man Unternehmen sucht, die bspw. im Bereich der erneuerbaren Energien beheimatet sind oder deren Portfolio sich aus Produkten aus dem Nachhaltigkeitssektor zusammensetzt.
- ESG-Kriterien:
ESG steht für Environmental, Social und Governance. Unternehmen und Organisationen können sich durch Nachhaltigkeits-Ratingagenturen einstufen lassen. Diese Kriterien sind transparent einsehbar und geben einem einen guten ersten Eindruck von entsprechenden Investments.
- Best-in-Class:
Was ist, wenn allerdings eine ganze Branche den Kriterien vorrangig nicht entspricht, es aber erste Bemühungen oder sogar einen Vorreiter gibt, der einen langfristigen Einfluss auf den gesamten Wirtschaftszweig haben könnte? Auch dies kann ein Kriterium sein, welches langfristig den Wandel einer kompletten Branche beeinflussen kann.
- Engagement und Mitbestimmung:
Wie ist die Governance im jeweiligen Unternehmen und lässt sich diese von außen beeinflussen?
Unter Berücksichtigung der obigen Kriterien lassen sich Branchen oder Themengebiete für Investments aussuchen, die wiederum von vielen Anbietern schon abgedeckt werden, so wird die Auswahl leichter.
Geldanlage ist immer ein persönliches Thema, daher können die obigen Kriterien der Orientierung dienen. Die Gewichtung hingegen ist jedem selbst überlassen.